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Remote Execution (2. Mai 2011)

Die US-Army ist gerade dabei, unseren Globus in eine Kulisse für ihre Allmachts-Drohnen-Baller-Spiele zu verwandeln.
Regelmäßig gibt der massenmordende Supermachts-Präsident neue Todeslisten heraus.
Inzwischen befiehlt Obama etwa alle vier Tage einen neuen Meuchelmord.


So tagten die Herren
der Weltmacht um 15 Uhr
Ortszeit Washington D.C.
und schauten auf inter-
aktiver Live-Schaltung
dem eigenen Mordhandwerk zu:

Matt glommen die Lichter
der Stadt in den Himmel
des Neumonds, ein Kettenhund bellte
ins Dunkel. Bei Isla-
mabad war umzingelt
der Erzfeind Osama gestellt!

Der Admiral zog auf dem
Schirm mit dem Stick
seinen bulligen Avartar vor
jenen weiblichen Schutzschild:
Und Zugriff! Ein Klick
und der Schuss traf sie voll in den Thorax.

Sie schlug wie von Pappe hin,
kippte ins Leere...
Sie sahn ihren Leichnam verbluten,
fahl auf den Visieren
der Nachtsicht-Gewehre
der Marionettensoldaten.

Da quoll von den gläsernen
Türmen und Schluchten
der Weltstadt ein Freudengeheul!
Die Medien jubelten,
Prediger fluchten,
die Ölpreise sanken,
der I.n.d.e.x stieg steil!


Druck mit Drohnenmorden
USA erhöhen Frequenz der Angriffe mit unbemannten Flugkörpern in Pakistan
Von Knut Mellenthin **

In den vergangenen vierzehn Tagen hat Barack Obama durch acht Drohnenangriffe gegen Ziele in Nordwestpakistan mindestens 60 Menschen töten lassen. Die Frequenz ist selbst für den US-Präsidenten, der die Einsätze der unbemannten Flugkörper seit seinem Amtsantritt massiv ausgeweitet hat, ungewöhnlich hoch. Sechs Angriffe richteten sich gegen Nordwasiristan, zwei gegen Südwasiristan. Beides sind Regionen in den sogenannten Stammesgebieten.

Insgesamt genehmigte Obama seit Jahresanfang 21 Drohnen-Attacken gegen Pakistan. Nach einer unvollständigen Berechnung der Nachrichtenagentur AFP gab es in seinem ersten Amtsjahr (2009) 45 solcher Angriffe, 101 im Jahre 2010 und 64 im vergangenen Jahr. Nachdem am 26. November 2011 bei einem von Afghanistan aus geflogenen US-amerikanischen Luftangriff 24 pakistanische Soldaten getötet wurden, hatte Washington die Mord-Operationen gegen die Stammesgebiete mehrere Wochen lang unterbrochen, um eine „Normalisierung“ der Beziehungen zu erleichtern.

Seit dem 26. November ruht der Nachschubtransit durch Pakistan für den NATO-Krieg in Afghanistan. Allgemein war erwartet worden, dass während des Gipfeltreffens der westlichen Allianz in Chicago am 19. und 20. Mai die Wiederaufnahme der Transporte bekannt gegeben werden würde. Das geschah jedoch nicht, da die US-Regierung die pakistanische Forderung nach einem angemessenen Kostenausgleich für den Transit als „unrealistisch hoch“ ablehnt. Tatsächlich kostet zur Zeit der Transport durch Pakistan nur ein Sechstel dessen, was die USA und ihre Verbündeten auf der sogenannten Nordroute bezahlen müssen, die durch Russland und Zentralasien führt.

Drei Tage nach dem Ende des NATO-Gipfels begann die derzeitige außergewöhnlich heftige Angriffswelle mit den vom Auslandsgeheimdienst CIA gelenkten Drohnen. In Pakistan sieht man darin allgemein einen brutalen Versuch der USA, die Regierung in Islamabad unter Druck zu setzen und die Wiederöffnung der Transitwege zu erzwingen. Das pakistanische Außenministerium verurteilte die Angriffe am Montag als „illegal“ und sprach von einer ernsten Verletzung der Souveränität des Landes.

Besondere Empörung erregte in Pakistan der Angriff am vergangenen Sonntag: Er richtete sich gegen das Haus eines Mannes, dessen Bruder einen Tag zuvor bei einem anderen Drohnen-Einsatz getötet worden war. In dem Haus waren zum Zeitpunkt des hinterhältigen Anschlags Männer aus der Nachbarschaft zusammengekommen, um ihr Beileid auszusprechen. Zehn Menschen starben, als die Raketen einschlugen, darunter nun auch der Bruder des zuvor Ermordeten.

Am Montag gab NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bekannt, dass die Allianz Vereinbarungen mit Usbekistan, Kirgistan und Kasachstan über den Abtransport des Kriegsgeräts aus Afghanistan in der Rückzugsphase, die bis Ende 2014 beendet sein soll, geschlossen habe. Das gebe der NATO, zusammen mit der schon bestehenden Zusammenarbeit mit Russland, „ein breites Spektrum neuer Optionen“. Die zentrale politische Aussage dabei ist, dass man auf die Transitwege durch Pakistan, über die bis zur Sperrung etwa 40 Prozent des NATO-Nachschubs lief, nicht unbedingt angewiesen sei.

** Aus: junge Welt, Mittwoch 6. Juni 2012